1 Meter 50 lange Einfälle (2020)
1 Meter 50 lange Einfälle (2020)

ABSTAND – 1,50 Meter. Erinnert sich wer? Der Abstand, der vor der Übertragung des Corona-Virus schützen soll?

Wie lassen sich 1 Meter 50 bemessen? Und was macht diese Distanz mit den Menschen? Wie beeinflusst der Abstand Bewegung, Haltung (im und zum Leben) und wie die Körpersprache?

Die Figuren gehen Pilze sammeln, besuchen eine Ausstellung oder ziehen am Tau. Dazu nehmen sie allerdings sehr gewöhnliche und somit in ihrer Funktion ungewöhnliche Gegenstände als „Abstandshalter“ mit. Diese stemmen sie sich in die Hüfte und befestigen sie mit Absperrbändern am Körper. Sie erledigen alltägliche Dinge – allein, stoisch und ganz selbstverständlich. Der „fette Knochen“ ist offenbar und unhinterfragt bereits geschluckt worden.

Vielleicht bleibt der Ausstellungsbesucherin in der Grafik „Skulpturenpark“ eine kleine diebische Freude, als sie aus „Versehen“ mit ihren an den Hüften fixierten Schrank und Stühlen die Skulpturen im Park zum Schwingen bringt. Aber auch hier ist niemand, der Anteil nehmen könnte.

Die Druckgrafiken zeigen alle, dass eine wirkliche Begegnung auf Abstand offenbar sehr schwierig bis unmöglich ist. Dabei fügt sich der Mensch nicht nur dem neuen Regelwerk unter, sondern greift in seinem Übereifer zu grotesk anmutenden Maßnahmen: Sogar der eigene Hund wird mit einem Kaktus-Geschirr als „Abstandsregler“ ausgestattet und schickt sich teilnahmslos in sein Schicksal. Ist dies übereilender Gehorsam einer braven Bürgerin innerhalb einer aufgeschreckten und beunruhigten Gesellschaft?

Im Bild „Tauziehen“ scheint auf den ersten Blick ein gemeinsames Handeln trotz des Abstands möglich zu sein. Der zweite Blick verrät jedoch, dass die Kollegen tote Geister sind – Bronzeplastiken auf einem öffentlichen Platz. Die Aktion ist demzufolge ein völlig sinnloser, in die Leere gehender Versuch.